Besteigung Kilimanjaro und Sansibar, TZ

Es ist soweit, der Urlaub steht unmittelbar vor der Tür. Da wir uns wieder in das Heer der arbeitenden Bevölkerung eingereiht haben, sind die Reisen zeitlich begrenzt, aber für uns und hoffentlich auch für unsere geneigte Leserschaft nicht weniger interessant. In diesem Jahr haben wir nach langem Hin- und Herüberlegen beschlossen unserem Wohnmobil eine Pause zu gönnen, dafür uns selbst physisch und vorallem mental zu fordern. Ein weiterer lang gehegter Traum soll in Erfüllung gehen, solange unsere im bereits fortgeschrittenen Alter befindlichen Knochen das noch mit machen. Das Außergewöhnliche unseres Vorhabens liegt diesmal in der zu erklimmenden Höhe - wir wollen den Kilimanjaro besteigen.

Der Kilimanjaro ist das höchste Bergmassiv Afrikas und wir wollen den auf 5895 Metern Höhe liegenden Gipfel Uhuru Peak erklimmen. Nun wissen wir alle das die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben, in unserem Fall die Vorbereitung in Form von körperlichem Training, sowie Buchungen und Ausrüstungsbeschaffung. Da wir wissen was unsere Leser von uns erwarten, möchten wir von den Vorbereitungen berichten, bevor es Anfang Juni endlich losgeht.
Anfang des Jahres hieß es Trekkingtour auf den Kilimanjaro, also Informationen beschaffen. Dazu wurde wie immer das Internet bemüht (in dieser Beziehung für uns eine segensreiche Erfindung), Trekkingtourenanbieter aufgesucht bzw. angeschrieben und sich mit Leuten unterhalten, die dieses Abenteuer schon bewältigt haben. Da wir eine relativ konkrete Vorstellung von dieser Tour haben, wurden verschiedene Veranstalter mit unseren Wünschen konfrontiert und wir haben einem Anbieter aus Dresden mit seinem Bausteinsystem den Vorzug gegeben. Rausgekommen ist ein Flug von Frankfurt a.M. nach Kilimajaro Airport über Addis Abbeba, eine Trekkingtour auf den Kilimanjaro über die Machame-Route und ein anschliessender Bade- und Tauchaufenthalt in Sansibar. Zur Trekkingtour sollte noch erwähnt werden, das nur wir zwei und die dafür notwendige Crew, bestehend aus Guide, Trägern usw. den Aufstieg in Angriff nehmen. Diese Crew ist notwendig, da das Kilimanjarogebiet Nationalpark ist und man ohne Guide keinen Zutritt hat. Die Nächte der Tour werden wir im Zelt verbringen. Das dafür notwendige Equipment und unser Gepäck werden Träger auf den Berg schleppen. Wir selbst müssen unser Tagesgepäck (etwa 10-12 Kilo) tragen.

Damit es Anfang Juni losgehen kann, mußte Ausrüstung für die Besteigung her. Grundsätzlich muß man mit einem Rucksack, einem Schlafsack, der auch bei Minusgraden (und die werden wir haben) warm hält, Teleskopstöcken, selbstaufblasender Isomatte (wer will schon in 5000 Metern Höhe seine Matte selbst aufblasen, wenn der Sauerstoff knapp ist), Trinkflaschen usw. antreten. Für die Träger braucht man wasserdichte Packsäcke, denn sie schleppen jeden Tag unsere Ausrüstung. Kleidung in allen Varianten (nur das kleine Schwarze braucht dort kein Mensch), Medikamente, Hygieneartikel und der ganze Kleinkram verstehen sich von selbst. Die Beschaffung der Ausrüstung ist zeitraubend, denn das Angebot ist sehr groß und die Preise sehr unterschiedlich. Uli hat das mit stoischer Ruhe und wie immer mit Bravour gemeistert - der alte "Schnäppchenjäger". Übrigens werden wir einige Ausrüstungsgegenstände nach der Tour wieder verhökern, wer also Interesse hat - ihr wißt wie wir zu erreichen sind.
Etwas schwieriger gestaltete sich die Gesundheitsfürsorge, denn Tansania ist Gelbfiebergebiet und bei der Einreise muß die entsprechende Impfung nachgewiesen werden. Unsere letzte Gelbfieberimpfung liegt 10 Jahre zurück, das heißt wir waren am "dransten". Der Tropenarzt mußte uns allerdings drei Monate lang immer wieder vertrösten, weil Gelbfieberimpfstoff momentan sehr knapp ist. Ende April hat es dann endlich geklappt. Und uns hat man in unserem ersten Leben immer erzählt, im "Westen" gäbe es alles.

Um uns physisch auf diese Tour vorzubereiten, absolvieren wir seit einigen Wochen neben unserem üblichen Laufprogramm längere Märsche mal mit mal ohne Rucksack. Wir ernteten oft mitleidige Blicke, wenn wir bei Hitze mit rappelvollem Rucksack durch Planitz Richtung Wald und Flur marschiert sind. Eine gewisse Grundfitness ist prinzipell nicht schlecht und bei uns auch vorhanden, der Kilimajaro ist technisch normal anspruchsvoll, der Knackpunkt wird die zu erklimmende Höhe von fast 6000 Metern sein.
Wir sind uns darüber im Klaren, das diese Tour eine physische Herausforderung wird, die es zu meistern gilt. Aber die mentale Seite ist nicht zu unterschätzen, wenn dir ab einer gewissen Höhe nur noch das Hirn schmerzt, die Knochen weh tun, der Rucksack immer schwerer wird und man dann immer noch den Willen aufbringen soll weiter nach oben zu steigen. Wir hoffen nun, das die Höhenkrankheit nicht zuschlägt und dabei dürft ihr uns alle Daumen drücken. Die größte Herausforderung dieser Tour wird für uns allerdings der Beginn und das Ende der Reise sein, denn wir wollen nach über 20 Jahren wieder mal die Dienste der Deutschen Bahn in Anspruch nehmen.

Als letztes noch was in eigener Sache. Da das Gepäck überall hingeschleppt werden muss, bleibt jedes überflüssige Kilo zu Hause, ergo geht der Laptop nicht mit auf Tour. Auch gehen wir davon aus, das die WLAN-Verbindung am Berg eher "unda" ist.


6./7. Juni - Anreise

Es geht los, am 06.06., 11.03 Uhr geht die S-Bahn nach Leipzig Hbf, dort angekommen erleben wir die Ankunft vieler Wave Gotiker, das Festival findet über Pfingsten in Leipzig statt +++ Weiter mit dem ICE nach Frankfurt/Main Flughafen. 19 Uhr öffnet der Check-Inn-Schalter der Äthiopian Airline, die Abfertigung geht sehr schnell, gegen 20.30 Uhr Pass- und Sicherheitskontrolle - irrsinniger Betrieb (heute wurden statt der üblichen 60000 Passagiere sagenhafte 194000 Passagiere abgefertigt), danach noch in den Duty Free (wegen der Gerüche auch orientalischer Puff genannt) +++ Unsere Maschine Richtung Addis Abeba soll 22.05 Uhr abheben, verspätet sich allerdings um 45 Minuten, an der Rollbahn ist Schlange stehen angesagt, hier wird im Minutentakt gestartet, 22.50 Uhr sind wir dann endlich in der Luft und landen am 07.06. um 6.15 Uhr pünktlich in der äthiopischen Hauptstadt. Nun sind 4 Stunden Aufenthalt angesagt, wie erwartet scheint in Addis Abeba die Sonne. 10.15 Uhr Weiterflug nach Kilimanjaro Airport, 13 Uhr Einreise in Tansania mit Kontrolle der Gelbfieberimpfung und Visaerstellung (und schon sind wir die ersten 100 US$ los) +++ Fahrt vom Flughafen über die Stadt Arusha in die Meru View Lodge in der Nähe von Usa River, wo wir die erste Nacht verbringen werden +++ jetzt noch umpacken (Badeklamotten werden wir am Kili nicht brauchen), gewisse Dinge die wir am Berg nicht brauchen in den Safe einschliessen (wir werden nach dem Kilimanjaroabenteuer in diese Lodge zurückkehren), Abendessen, Weckauftrag erteilen usw. usw. +++ MORGEN BEGINNT DAS ABENTEUER KILIMANJARO +++




8. Juni - Es geht los - POLE - POLE!

Auschecken aus der Meru View Lodge (die größte Schwierigkeit beim Bezahlen der Abendrechnung ist, zu erklären, das gewisse Getränke an den Nebentischen verzehrt wurden, aber wir werden uns einig) +++ 8.30 Uhr Abfahrt Richtung Machame Gate, das wir nach etwa 90 Minuten erreichen +++ das Gate liegt auf 1780 Metern Höhe und ist nach der Route benannt, die wir auf den Kilimajaro gewählt haben - die Machameroute +++ wir lernen unsere Guides Joseph und Emily und den Koch Tito kennen +++ den Rest unserer 10-köpfigen Crew (ja ihr lest richtig, mit uns beiden oder wegen uns beiden werden 10 Mann die nächsten 7 Tage beschäftigt sein) werden wir im Laufe des Tages noch kennen lernen +++ Zur Crew gehören auch sieben Träger, die alles was in den nächsten 7 Tagen benötigt wird (Zelte, Essen, Wasser, Kochutensilien usw.) auf den Berg schleppen werden +++ die Anmeldung am Gate erfolgt in einem riesigen Buch, wo alle möglichen persönlichen Daten eingetragen werden müssen (sollten der NSA noch irgendwelche Daten von uns fehlen, das Buch ist eine riesige Fundgrube) +++ dann gibt es für den heutigen Tag das Lunchpaket und 12.30 Uhr geht es dann endlich los +++ der erste Satz unseres Guides Emily ist POLE, POLE +++ das ist keine Hymne auf unsere europäischen Nachbarn, sondern Swahili (Amtssprache in Tansania) und bedeutet übersetzt LANGSAM, LANGSAM +++ und diese zwei Worte werden eine Woche lang unsere ständigen Begleiter sein +++ die gesamte Strecke der heutigen Etappe (10 Kilometer Laufstrecke) geht durch den tropischen Regenwald +++ das satte Grün der Farne wechselt später mit moosbewachsenen Bäumen und Heidekrautgewächsen +++ wir werden am Ende der Tagesetappe 1300 Höhenmeter überwunden haben und auf 3000 Metern Höhe im Machame Camp übernachten +++ wir schwitzen wie die "großen Ferkel" und lernen auf der Etappe endemische Pflanzen kennen (die Kilimanjaro Impression - eine Orchideenart, die im Regenwald ideales Klima hat) +++ treffen gegen 18 Uhr am Zielpunkt für heute ein und müssen als erstes zur Registration (nach jeder Etappe notwendiger Eintrag) +++ unser Zelt ist von den guten Geistern bereits aufgestellt worden, wir müssen nur noch einziehen +++ zum Abendessen gibt es drei Gänge (Suppe, Fisch mit Kartoffeln und frischem Gemüse und Mango) und als Auswahl Tee, Kaffee und Kakao +++ in der Nacht regnet es, aber das ist im Regenwald eh so breit wie hoch +++





9. Juni

Die erste Nacht im Zelt haben wir gut überstanden und gegen 6.30 Uhr werden wir mit einem heißen Tee geweckt, dieses Ritual wird es nun jeden Morgen geben +++ danach gibt es für jeden eine kleine Schüssel mit heißem Wasser, das zum Zähne putzen und für eine Katzenwäsche des Antlitzes reicht +++ danach Frühstück mit Porridge, frischem Obst, Toast, Eiern und Würstchen +++ 8.30 Uhr ist Abmarsch, es regnet und außer Wolken durch die wir hindurch marschieren ist nichts zu sehen +++ die Heidezone geht in offene Moorlandschaft über +++ nach 5 Stunden erreichen wir das Shira-Camp, gehen zur Registration und haben bei dieser Etappe 4 Kilometer zurückgelegt und 1000 Höhenmetern überwunden +++ rechnen könnt ihr selbst, wir sagen nur der Tag war nicht ganz ohne +++ als wir die 3800 Metermarke erreichen, haben wir den Wolkenring durchbrochen, die Sonne scheint und endlich zeigt sich das Objekt der Begierde - der Kilimanjaro liegt in voller Pracht im Sonnenschein vor uns +++ nachdem wir unser Zelt eingeräumt haben, steigen wir nochmals etwa 200 Meter in die Höhe um zu akklimatisieren, kehren ins Camp zurück und werden die Nacht auf 3840 Metern Höhe verbringen +++ Uli kann nicht schlafen, bei ihm setzen die Kopfschmerzen ein und bei mir stellt sich erstmals Appetitlosigkeit ein +++ auch den beiden Guides bleibt das nicht verborgen und wir stehen von diesem Zeitpunkt an unter ständiger Beobachtung +++




10. Juni

Nach einer fast schlaflosen, dafür kopfschmerzintensiven Nacht, gibt es wie jeden Morgen einen heißen Tee, serviert von Luca +++ danach folgt das morgendliche Ritual - Schlafsäcke verpacken, Isomatten von Luft befreien, kleines persönliches Reinigungsprogramm usw. +++ Frühstück bei strahlendem Sonnenschein und Blick auf den Kilimanjaro +++ Start zur Tagesetappe vom Shiracamp zum Barrancocamp +++ der heutige Tag begünstigt die Akklimatisation - über ein offenes Plateau erreichen wir die ersten für uns wirklich steilen Passagen, die uns auf eine Höhe von 4600 Metern, dem sogenannten Lavatower führen+++ diesen haben wir nach knapp 5 Stunden erreicht +++ die Kopfschmerzen sind komischerweise weg, dafür werden die letzten 100 Höhenmeter des Tages in folgendem Rhythmus zurückgelegt - 20 Schritte, stehen bleiben und durchschnaufen, 20 Schritte stehen bleiben und durchschnaufen usw.+++ beim Schritttempo bekommen wir langsam eine Vorstellung wie es beim Laufen mit etwa 100 Lebensjahren sein muss und wissen noch nicht, das es nur zwei Tage später noch schlimmer kommen wird +++ es sollte dabei erwähnt werden, das der eigene Rucksack mit 8-10 Kilo zu Buche schlägt +++ als wir den Lavatower in 4600 Metern Höhe erreicht haben, prasselt Klärchen vom Himmel, hinter uns der Kilimanjaro, vor uns der Mt. Meru - ist schon mehr als beeindruckend, was hier in die Landschaft gesetzt wurde +++ nach einer Pause steigen wir in einem zweistündigen Marsch wieder auf 3950 Höhenmeter hinab ins Barrancocamp, mit Registration usw. +++ so sieht Akklimatisation aus, um sich langsam an die Höhe zu gewöhnen +++ vom Barrancocamp aus haben wir einen herrlichen Blick auf die Schneefelder des Kilis, der noch 2000 Meter über uns liegt ... +++ Momentan noch beeindruckender ist die vor uns liegende Barrancowall, eine mehrere hundert Meter steil in die Höhe ragende Felswand, die wir morgen rauf müssen +++ die wichtigste Tagesaufgabe erfüllt - Schwiegermutter angerufen und zum Geburtstag gratuliert +++





11. Juni

In der Nacht kommen die Kopfschmerzen langsam wieder, wir versuchen weiterhin standhaft ohne Medikamente auszukommen und finden auch irgendwann in den Schlaf +++ Luca, weckt uns morgens mit Tee, dieser gute Geist bringt uns seit gestern immer abends eine unserer Edelstahltrinkflaschen voll mit kochend heißem Wasser für den Schlafsack, bei Nachttemperaturen die mittlerweile die Nullgradgrenze erreicht haben, eine Wohltat +++ an diesem Morgen merken wir das erste mal das der Rucksack an Genick und Schultern leichte Gebrauchsspuren hinterlassen hat +++ wir liegen in einer Nebelwand, die sich am Barrancowall fest gemacht hat +++ Uli der alte Wetterfrosch meint in 10 Minuten ist die Sonne da und mit 20 Minuten Verspätung, aber immerhin, präsentiert sich Klärchen in voller Pracht +++ die gewaltige Barrancowall, die gebieterisch vor uns aufragt, liegt noch im Schatten, als wir aufbrechen, um sie zu erklimmen +++ nach knapp zwei Stunden und einigen Klettereinlagen erreichen wir das Barrancoplateau und die Südseite des Kilimanjaros der sich schneebedeckt in der Sonne zeigt +++ nach dem steilen Aufstieg geht es genauso steil wieder bergab in das Karrangatal, wo wir uns an einem Flusslauf die Gliedmaßen kühlen +++ Oberhalb des Tales (ja es ging zum Abschluss der Tagesetappe noch mal eine Stunde steil bergauf) liegt das Karrangacamp, wo unser Zelt bereits aufgebaut ist +++ es erwartet uns eine Schüssel lauwarmes Wasser und das Mittagessen +++

Und hier ein Zwischenruf zum Thema Hygiene und Verpflegung am Berg
Hygiene

wir bekommen täglich morgens und abends eine kleine Schüssel lauwarmes Wasser zum Waschen, Zähne putzen usw. +++ klingt nicht viel, wenn man aber überlegt das irgend so eine arme ... das Wasser von irgendwoher schleppen muss, an dieser Stelle unsere Hochachtung an die Träger +++ was hier nicht drin ist, ist Haare waschen - bei Uli nicht nötig und ich sehe kopftechnisch mittlerweile aus wie ein explodiertes Sofa, aber erstens sehen alle Mädels so aus und zweitens sind wir nicht zum Haare waschen hier +++ geruchstechnisch nähern wir uns nach 4 Tagen einem Iltis, aber auch das stört hier keinen, weil das bei allen so ist +++
in den Camps gibt es Toiletten, die diese Bezeichnung nicht verdienen, aber irgendwo muss man diverse Verdauungsrückstände ja los werden, also Augen und Nase zu, rauf aufs Trittbrett und ab geht die Post - dabei aber nicht rauchen, dann könnte alles in die Luft fliegen, aber wer wird in der Höhe wohl noch rauchen +++ unterwegs sucht man sich das Örtchen selbst (bei 4 Litern Wasser am Tag sucht man auch öfters) +++
das Wasser, das wir trinken kommt aus Gletscherflüssen, wird abgekocht bis es weich ist und dann in Trinkflaschen abgefüllt +++ und die Guides achten darauf das die 3-4 Liter pro Tag getrunken werden +++ PET-Flaschen sind verboten +++
übrigens haben Feuchttücher, Feuchttoilettentücher usw, einen hervorragenden Dienst getan und den Müll immer schön im Müllsack verstauen, mitnehmen und irgendwann morgens oder abends der Crew übergeben - ja Ordnung muss sein +++
Liebe Leserschaft - wer da nicht mal die Arschbacken zuammenkneifen, alle Augen zudrücken und die Luft auch mal länger anhalten kann, sollte eine Kilimanjarobesteigung gar nicht erst beginnen +++

Verpflegung

vorweggenommen ist die Verpflegung Weltklasse, wenn man mal bedenkt unter welchen Umständen das alles geschieht
morgens vor dem Frühstück gibt es einen heißen Tee, zum Frühstück gibt es Porridge (schmeckt uns zwar nicht - man muss wahrscheinlich auch Brite sein, um das zu mögen), mit Früchten wie Bananen, Mango oder Ananas kriegt man auch das runter und dieses Zeug ist nahrhaft +++ anschließend gibt es Toast mit Eiern in jeder vorstellbaren Form, Würstchen, Honig, Marmelade, Erdnussbutter und Obst +++
geht die Tour den ganzen Tag gibt es ein Lunchpaket mit Sandwiches, Eiern, Hühnchen oder Fleisch, Kekse, Kuchen, Obst und verschiedene Fruchtsäfte +++ geht die Tour nicht den ganzen Tag, gibt es ein Mittagessen - wie heute - bestehend aus einem Gurkenkarottensüppchen, Thunfischsandwiches mit Gurken, Tomaten und Mayo und irgendwas Frittiertem das scharf und sehr sehr lecker ist +++ auch hier achten die Guides, die mit uns essen darauf, das wir genügend und regelmäßig essen +++ bei der sich ab und zu einstellenden Appetitlosigkeit kein einfaches Unterfangen, weder für den Guide noch für einen selbst +++
Nachmittags gibt es immer Kaffee, Kakao oder Tee und frisches Popcorn (also Aufwand wird schon getrieben um uns bei Laune zu halten) +++
Abends gibt es immer Süppchen, Fisch oder Fleisch oder Hühnchen, mit Kartoffeln, Reis, Nudeln, frisches Gemüse und Obst +++
wir sind nun vier Tage unterwegs und freuen uns nach dem vielen Wasser das wir trinken müssen, das es in vier Tagen wieder Wein gibt, scheißegal was er kostet, Hauptsache mal wieder ein anderer Geschmack +++

Zwischenruf beendet


morgen geht es weiter zum Basiscamp auf 4600 Metern Höhe, wo dann auch geschlafen wird, bis gegen Mitternacht die Gipfelbesteigung beginnt +++ die verschiedenen Routen die man am Kilimanjaro gehen kann, sind alles "Einbahnstraßen", treffen am Barrancocamp zusammen, von dort beginnt der Aufstieg in verschiedenen Zeitlängen immer auf derselben Route und der Abstieg erfolgt immer über eine Extraroute +++


12. Juni

Die Übernachtung auf 4000 Metern Höhe ist uns ganz gut bekommen, die Kopfschmerzen sind weg, die Schultern und das Genick sind noch immer leicht lädiert vom Rucksacktragen (da merkt man mal was wir für Weicheier sind, im Gegensatz zu den Trägern, die Tag für Tag zwischen 15 und 20 Kilo auf Kopf oder Rücken schleppen - übrigens sind bei den Trägern auch Trägerinnen dabei) +++ es geht fast 6 Stunden POLE, POLE durch die Lavafelder des Kilimanjaro hinauf zum auf 4660 Metern Höhe liegenden Basiscamp das den Namen Barafucamp trägt +++ nach der Registrierung geht die Suche nach unserem Zelt los, hier ist es sehr unüberichtlich +++ das Camp sieht aus wie ein riesiger "Schutthaufen aus Schiefergestein" und überall wo irgendwie "Platz" ist steht ein Zelt +++ nachdem wir es gefunden haben, gibt es Mittagessen, das wir auch genießen können, denn die Appetitlosigkeit hat sich in Wohlgefallen aufgelöst +++ schon hier im Basiscamp sehen manche recht lädiert aus und beenden ihre Besteigung an dieser Stelle (manche mußten bereits ab 3000 Metern Höhe das Handtuch werfen) +++ auf dieser Tour bekommt man von der Natur seine persönlichen Grenzen aufgezeigt und so mancher Tourist hat sich ins Basiscamp "schleppen" lassen +++ wir wollen uns davon nicht irritieren lassen und beschließen zur weiteren Akklimatisation noch ein paar Höhenmeter in Angriff zu nehmen, denn heute um Mitternacht soll der Gipfelsturm beginnen +++ unsere Wanderung führt uns auf 4800 Meter Höhe und wir sehen am nachmittag was vom Gipfel zurückkehrt und das sieht zum Teil nicht gut aus +++ am Abend sind die Kopfschmerzen bei uns wieder da und wir nehmen erstmals auf der Tour jeder eine halbe Aspirin, was allerdings völlig sinnlos ist +++ an Schlaf ist in dieser kurzen Nacht nicht zu denken, es herrscht im Camp große Unruhe und Aufregung, es hat ein Todesopfer durch Steinschlag gegeben +++ kurz nach 23 Uhr gibt es den obligatorischen heißen Tee mit Gebäck und etwas Kuchen, dann heißt es warm anziehen (es sind mittlerweile 5 Grad unter Null) und Mitternacht beginnt der Gipfelsturm +++




13. Juni

Mitternacht, wolkenloser sternenklarer Himmel Vollmondhimmel, der letzte Aufstieg beginnt +++ die beiden Guides erfragen noch mal unseren Gesundheitszustand, dann geht es mit Stirnlampe, dicken Klamotten, Handschuhen, 3 Liter heißem Wasser und allerhand Kleinkram los +++ für den Aufstieg sind 6-8 Stunden veranschlagt - es liegen noch etwa 1250 Höhenmeter vor uns, für den Abstieg bis ins Basiscamp zurück etwa 3-4 Stunden +++ als wir losgehen sieht man die "Stirnlampenschlange" am Berg, es sind mehrere Gipfelstürmer unterwegs +++ die ersten drei Stunden ist alles easy +++ die Temperaturen fallen mit jedem Höhenmeter, der Wind frischt auf und auf etwa 5200 Metern Höhe fällt leichter Schneegriesel +++ es ist bitterkalt, die Nacht noch immer sternenklar, die gefühlte Temperatur liegt mittlerweile bei 10-15 Grad unter Null (wie kalt es wirklich war wissen wir nicht) +++ was wir aber genau wissen, beim Atmen kommt immer weniger in der Lunge an und die meisten Aufsteigenden machen 10 Schritte (und hier ist nicht von normalen Schritten die Rede), dann wird erst mal kurz pausiert und weiter gehts +++ in einer Höhe von etwa 5500 Metern sind beim Schreiberling die Kopfschmerzen fast nicht mehr zum Aushalten und auch Uli quält der Specht der von innen klopft +++ der Schreiberling schraubt sich noch etwa 200 Höhenmeter nach oben, hat dann aber kurz vorm Kraterrand in etwa 5700 Metern Höhe keine Orientierung mehr (es klingt unglaublich, aber ich wußte nicht mehr was oben und unten ist, hatte Schwindelanfälle und intensives Stechen in der Lunge) +++ für den Schreiberling bedeutet das "Ende bei etwa 5700 Metern Höhe" und der geordnete Rückzug mit meinem Guide beginnt +++ Uli setzt mit seinem Guide den Marsch fort und braucht für die "restlichen" Höhenmeter bis zum 5895 Meter hohen Gipfel Uhuru Peak noch mal eine Stunde +++ er erreicht das ersehnte Ziel morgens um 7.45 Uhr +++ die Sonne geht auf und er sieht sie ganze 5 Minuten, dann bricht ein Schneesturm los und er beginnt mit seinem Guide den Abstieg +++ der Abstieg wird drei Stunden dauern und der Berg gleicht an diesem Tag einem Feldlazarett, am Wegesrand liegen Touris, die mit Sauerstoff versorgt werden müssen, sich irgendwie verletzt haben, manche werden getragen .............

+++ zurück im Basiscamp gibt es eine Ruhepause von etwa zwei Stunden mit Mittagessen, danach beginnt der Abstieg über die Mweka-Route zum Mwekacamp +++ wir sehen nach nun 6 Tagen durch Regenwald, Lava- und Geröllfelder aus wie die Schweine, haben in fast jeder Ritze Dreck und noch einen Weg von anderthalb Tagesmärschen vor uns +++ die Mwekaroute wird ausschließlich für den Abstieg benutzt +++ der erste Teil des Abstiegs bis zum Milleniumcamp auf 3800 Metern Höhe geht nochmal durch Geröllfelder und ist sehr sehr staubig +++ nachdem wir das Camp nach einer kurzen Rast verlassen, tauchen wir wieder in den Regenwald ein und es wird eine schweißtreibende und vorallem schlammige Angelegenheit, denn hier "unten" hat es in der letzten Woche sehr viel geregnet +++ der letzte Teil des Abstiegs am heutigen Tag ist sehr kräftezehrend und durch die sehr vielen sehr steilen Passagen vorallem was für lädierte Knie +++ als wir gegen abend das Mwekacamp auf 3100 Metern Höhe erreichen, verwöhnt uns unsere Crew mit einem fulminanten Abendessen +++ Übrigens sind die Kopfschmerzen schon seit Stunden weg und wir haben Hunger wie die Wölfe +++ mit zwanzig Stunden war das heute die längste und auch härteste Etappe der Kilimanjaroexpedition +++



14. Juni

die letzte Nacht im Regenwald verläuft entspannt, die Frage ob es hier eigentlich auch giftiges Viechzeug gibt, bewegt uns erst nach Ankunft am Mweka-Gate +++ die letzte Etappe startet auf 3100 Metern Höhe und es geht 1400 Höhenmeter - diesmal hinab zum Mweka-Gate +++ durch den vielen Regen in der letzten Woche (den wir nicht mitbekommen haben, da wir uns über den Wolken bewegt haben) gleicht die Strecke einer Schlammpiste +++ nach zweieinhalb Stunden erreichen wir das Mweka-Gate, Schlamm bis auf den Kopf und trotzdem glücklich alles heil überstanden zu haben +++ zum letzten mal gehen wir zur Registration, bekommen die Urkunde zur Kilimanjarobesteigung ausgehändigt +++ einige Einheimische haben ungewöhnliche Geschäftsideen entwickelt - man kann sich hier für einen Doller die Schuhe waschen lassen und die haben es mehr als nötig +++ dabei ist es auch egal wie klein die Handbürste, wie dreckig das Wasser in den Eimern bereits ist, Hauptsache den Schlamm runterkriegen +++ wir verneigen und verabschieden uns vor und von unserer Crew - Joseph und Emili unsere Guides, Tito unser Koch, Luca der gute Geist für alles und den Trägern Aithuman, Marco, Mrisho, Gastor, Derick und Shaban +++ vom Mweka-Gate fahren wir über die Städte Moshi und Arusha vorbei an Bananen- und Kaffeeplantagen wieder in die Meru View Lodge, wo wir gegen 14 Uhr eintreffen und die letzte Nacht auf dem tansanischen Festland verbringen werden +++ nach einer ausgiebigen Dusche (es dauert eine ganze Weile bis wir das Gefühl haben wieder halbwegs sauber zu sein), wird umgepackt und aussortiert (diverse Klamotten kann man nur noch verbrennen, andere werden verschenkt - in Afrika findet alles noch mal eine sinnvolle Verwendung +++ und dann kommt der große Moment - trockener Weißwein, ein Hochgenuss nach einer Woche abgekochtem Wasser +++ am Abend treffen wir auch Howard wieder, der uns vor der Abreise zusammen mit seinem Freund den Titel "JAMBO BWANA - HAKUNA MATATA" zu Gehör und vorallem aufs Parkett bringt +++

Mit der Erkenntnis, das die Natur auch für uns Grenzen gesetzt hat, das diese Tour das Härteste in unserem bisherigen Leben war und 5 Kilo (jeder) weniger auf den Rippen, werden wir morgen die Reise Richtung Sansibar fortsetzen +++ Das allerdings nicht ohne uns nochmals ausdrücklich bei unserer Crew zu bedanken, ohne die das ganze Unternehmen zum Scheitern verurteilt gewesen wäre +++



            JAMBO

                  ASANTE

                        HAKUNA MATATA


Zur Belohnung Erholung auf Sansibar 15. - 20. Juni

eigentlich hatten wir in der Lodge einen Weckauftrag für 6.45 Uhr erteilt und staunen nicht schlecht, als wir 7.15 Uhr aufwachen +++ im Eiltempo raus aus den Federn, Zähne putzen, frühstücken, auschecken und 8.00 Uhr bringt uns der Jeep zum Flughafen Kilimanjaro +++ halb elf hebt die kleine gemütliche Propellermaschine ab und 90 Minuten später landet sie in Sansibar +++ die Einreise ist unkompliziert, Sansibar ist ein halbautonomer Teilstaat des Unionsstaates Tansania in Ostafrika +++ Sansibar heißt übersetzt wahrscheinlich "Küste der Schwarzen" +++ wir fahren etwa 40 Minuten in den Nordosten der Insel, wo wir die nächsten 5 Tage im Matembwe Beach Village logieren werden +++ unser "Bungalow" hat eine herrliche Außenterasse, nach deren Verlassen wir direkt am Strand stehen +++ die Temperaturen liegen bei 30 Grad und Klärchen läuft in den 5 Tagen zur Höchstform auf +++ beim ersten Spaziergang am endlos langen und strahlend weißen Sandstrand finden wir eine kleine aber feine und vorallem urgemütliche Strandbar, die rund um die Uhr geöffnet hat, von einer Engländerin betrieben wird, und der wir in den nächsten Tagen des öfteren einen Besuch abstatten werden +++ im Laufe des ersten Tages stellen wir fest, das auf Sansibar Ebbe und Flut sehr stark ausgeprägt sind +++ zu den ersten drei Tagen auf Sansibar gibt es nicht viel zu schreiben, wir schlafen aus, gammeln in der Sonne rum (oder wie man neudeutsch sagt - wir chillen ohne Ende) und ab und zu besuchen wir die kleine Strandbar +++





am 18.06. brechen wir auf in die "Hauptstadt" Stonetown +++ wir besuchen das Sklavendenkmal (an diesem Ort befand sich der Sklavenmarkt), den Fisch-, Fleisch- und Gemüsemarkt (diese Märkte sind bei der brütenden Hitze nichts für zarte Nasen aber wie immer sehr interessant, da sie die Treffpunkte der Einheimischen sind) und besichtigen die kärglichen Überreste der alten Stadtmauer +++ nachdem wir dem Sultanspalast einen Besuch abgestattet haben, finden wir am Hafen das Haus, in dem Frederick Bulsara (besser bekannt als Freddie Mercury) die ersten acht Jahre seines Lebens verbracht hat +++
Sansibar wird auch die Gewürzinsel genannt, und davon überzeugen wir uns auf der anschließenden "Spice-Tour" +++ wir sehen und lernen viel über den Anbau von Reis, Mais, Pfeffer, Zitronengras, Chili, Kakao, Kaffee, Vanille, Zimt, Maniok, Ananas, Gewürznelken, Ingwer, Kardamom, Bananen, Stinkfrüchte, Sternenfrüchte, Eukalyptus- und Jodbäume (ja das alles wächst auf Sansibar) +++
an diesem Tag erfahren wir, das Sansibar etwa 1,1 Millionen Einwohner und ein sehr hohes Bevölkerungswachstum hat +++ und weil es so viele Kinder gibt für die eine neunjährige Schulpflicht gilt, Sansibar aber zu wenig Schulen hat, wird im "Zweischichtsystem" unterrichtet - einmal von 07.30 bis 12.30 Uhr und dann von 13.00 bis 18.00 Uhr - nur die Lehrer sind in beiden Schichten immer dieselben +++






am folgenden Tag, bis zu unserer Abreise tun wir immer dasselbe, nämlich NICHTS +++ in der Nacht vom 19./20.06. geht es wieder Richtung Flughafen Sansibar, auf dem übrigens alles, aber wirklich alles im Handbetrieb erfolgt +++ die Maschine Richtung Addis Abeba hebt pünktlich ab und nach 4 Stunden Aufenthalt auf dem dortigen Flughafen heben wir pünktlich 10.30 Uhr Ortszeit Richtung Frankfurt/Main ab +++ nach etwa 8000 Kilometern landet die Maschine auf die Minute pünklich und das übliche Procedere mit Passkontrolle, Gepäckabholung usw. verläuft ohne Probleme +++ auch der ICE nach Leipzig startet pünklich 19.02 Uhr, hat allerdings nach einer Stunde Fahrzeit bereits 30 Minuten Verspätung +++ dann gibt es bei Fulda noch "Stellwerksprobleme" und unser Anschlusszug in Leipzig ist nur noch eine irrwitzige Vorstellung unverbesserlicher Optimisten +++ es muss also Plan B und unsere Geheimwaffe her +++ diese Geheimwaffe sitzt momentan beim Griechen und ist auf unseren Anruf vorbereitet +++ und so wird unsere Geheimwaffe nach der "Naxosplatte" die Fahrt Richtung Erfurt antreten, wo der ICE mit 45 Minuten Verspätung kurz nach 22 Uhr einläuft +++ 10 Minuten später sitzen wir bei Jens im Auto und eine Stunde später sind wir zu Hause +++ da fliegt man um die halbe Welt und alles klappt auf die Minute, nur wenn die DB ins Spiel kommt, wirds unangenehm +++ an dieser Stelle nochmals VIELEN DANK an unsere Geheimwaffe +++