Dolomiten Pässe, Besteigung Große Zinne, Venedig

Diesmal gibt es kein großes Vorwort, denn für uns ist es ein Kurzurlaub, mit gerade mal 18 Tagen, die wir unterwegs sein wollen +++ geschuldet ist das Ganze der Verpflichtung des Schreiberlings gegenüber ihrem Arbeitgeber +++ als Vertretung einer Kollegin, die Anfang April einen Griff ins Ersatzteillager der menschlichen Gelenke getan hat, kann der Schreiberling nur zwischen zwei Lohnrechnungen Urlaub machen und heraus kommt dabei folgender Kurztrip.

Zwickau - Reschenpass 1499 Meter üNN

Uli hat über den Winter das Womo etwas umgestaltet und mit frischem TÜV und Gasprüfung fahren wir am Himmelfahrtstag endlich los - über München, Garmisch Richtung Österreich +++ für diese Tour haben wir uns vorgenommen, so wenig wie möglich Bezahlstraßen zu nutzen, deshalb geht es nach der deutsch-österreichischen Grenze auf die Landstraße Richtung Reschenpass +++ bis Nauders alles Bestens, kurz danach, wir sind gerade auf italienisches Gebiet gefahren, winkt uns die Guardia Financa (der italienische Zoll) heraus und nervt rum, wegen Diesel, den wir eventuell in Kanistern haben könnten - liebe Italiener - wir zahlen als EU-Land doch schon die meisten Moneten - muss das sein ? +++ nachdem sie nichts finden, lassen sie uns ziehen +++ kurz hinter der Grenze am Reschensee schlagen wir unser Nachtlager auf +++

Vinschgau - Stilfserjoch - Passo di Gavia - Passo Tonale

im Vinschgau wird auf 920 Metern Höhe noch Obst angebaut, früher war der Vinschgau eine Kornkammer +++ hinter Schluderns biegen wir rechts ab und wollen das Stilfserjoch bis auf 2757 Meter hinauf krabbeln +++ ein bedeutender Verkehrsweg war das Stilfserjoch noch nie, aber die Passstraße bietet ein großartiges Panorama +++ es sind Unmengen von Rad- und Motorradfahrern unterwegs, die über die 48 Spitzkehren hinauf wollen +++ die fast 4000 Meter hohen gletscherbedeckten Gipfel der Ortlergruppe sind zum Greifen nah +++ diese höchsten Gipfel der Ostalpen und alle angrenzenden Täler bis in den Vinschgau wurden unter Schutz gestellt und bilden den Nationalpark Stilfserjoch +++ in Bormio angekommen, biegen wir Richtung Passo di Gavio ab, der auf 2621 Metern Höhe liegt und sehen das Hinweisschild - GESPERRT - es scheint noch Winter zu sein +++ wir beschließen wenigsten den Ort Santa Caterina zu besuchen und dann wieder zurück nach Bormio zu fahren +++ in Santa Caterina angekommen, steht ein Schild Pass OFFEN für Fahrzeuge bis 3,5 t und ein Hinweis, das die Passstraße zum Teil nur 2,5 Meter breit ist und unterwegs eine Brücke mit einer maximalen Durchfahrtshöhe von 3,20 ist +++ wir also weiter, rauf auf den Pass, unser Womo ist ja schliesslich nur 3,12 Meter hoch +++ spektakulär ist die Abfahrt Richtung Ponte di Legno, die an manchen Stellen so arscheng ist, das PKW wieder zurückfahren bis zur nächsten Buchte, damit wir passieren können +++ an einer Stelle ist das Passieren nur per Ampelregelung möglich +++ und immer am Abgrund entlang und alles ohne Leitplanken +++ wirklich SPEKTAKULÄR, hat sich gelohnt +++ auf dem Passo Tornale mit 1883 Metern Höhe übernachten wir +++


Passo Tonale - Passo Mendola - Karersee

vom Passo Tonale geht es in tausend Metern Höhe entlang an endlosen Obstplantagen Richtung Passo Mendola +++ dieser liegt auf 1363 Metern Höhe und kann von Fahrzeugen, die nicht breiter als 2,25 Meter sind passiert werden +++ wir sind 2,10 Meter breit, also rauf auf den Pass +++ in 15 Spitzkehren fahren wir ins Tal bis wir auf 400 Höhenmetern die Stadt Bozen erreichen +++ Großstädte sind nicht unseres, es geht weiter durch das Eggental auf die große Dolomitenstraße, die 1909 eröffnet wurde und sich 120 Kilometer von Bozen bis Cortina d Ampezzo erstreckt +++ und hier ist ganz großes Kino angesagt - wie auf einer Breitbildleinwand erlebt man die Landschaft, die zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärt wurde +++ auf der Straße hoch zum Karerpass schieben sich links der Rosengarten und rechts der, die, das ?Latemar ins Bild +++ auf der Strecke liegt in 1520 Metern Höhe der Karersee, der für sein glasklares tief grünblaues Wasser bekannt ist (auch Regenbogensee genannt) +++ den (dafür habe ich mich in totaler Unkenntnis entschieden)Latemar lassen wir rechts liegen, aber links am Rosengarten kommen wir nicht vorbei, denn dort liegt der Klettersteig Masare, den wir klettern wollen +++ nach zweistündigem Genussklettern erreichen wir die Masarespitze +++ im Rosengartengebiet herrschte einst der Zwergenkönig Laurin, sein ganzer Stolz war sein Garten, in dem prachtvolle Rosen blühten +++ eines Tages verliebte sich Laurin in die Königstochter Simhild und entführte sie in sein Reich mit Hilfe seiner Zauberkräfte +++ Simhilds Bruder rief den Gotenkönig Dietrich zu Hilfe, um sie zu befreien +++ Dietrich ritt mit seinen Kämpfern ins Gebirge, forderte Laurin zum Kampf und besiegte ihn +++ die Blumen der Liebe waren ihm plötzlich ein Dorn im Auge und er verfluchte den Rosengarten +++ weder der helle Tag noch die finstere Nacht sollten die Rosenpracht je wiedersehen +++ die Zeit zwischen Tag und Nacht, die Dämmerung vergaß Laurin +++ wenn sich die Sonne hinter den Gipfeln zur Ruhe legt, glühen die Dolomiten rosenrot +++ so will es die Sage +++


Passo - Passo - Passo - Chioggia

heute ist wieder Fahretappe Richtung Venedig - rollen durch das Val di Fassa und Val di Fiemme und nehmen einige imposante Pässe in Angriff +++ zuerst den Passo San Pellegrino (1918 m), dann den Passo di Valles (2033 m) und zu guter letzt den Passo di Rolle (1970 m) +++ dabei sind Steigungen von bis zu 18 Prozent zu nehmen und ist man oben, muss man auch wieder runter +++ auf diesen Pässen sind wieder jede Menge Motorrad- und Radfahrer unterwegs, unsere Hochachtung gilt den vielen Pedalrittern, die diese Quälerei auf sich nehmen, denn unser Womo ist gut motorisiert und manche Steigung geht maximal im zweiten Gang +++ die Landschaft ist grandios und das Wetter passt dazu +++ irgendwo hört die imposante Landschaft auf, wir rollen Richtung Süden, vorbei an Padua und kommen unserem heutigen Ziel, der Stadt Chioggia in der Laguna Veneto immer näher +++ in Chioggia geben wir uns dem sonntäglichen Nichtstun hin, schlendern durch Klein Venedig - Chioggia liegt in einer Lagune, ist von Kanälen durchzogen und kleine Brücken überspannen diese +++ nach einigen Aperol Sprizz und den Pizzen Diavolo und Luca schlagen wir unser Nachtlager am Strand von Sottomarina auf +++


Venedig

Venedig, die meerumspülte Königin der Adria wurde sie einst genannt +++ Venedig wurde dem Meer abgerungen, errichtet auf 118 Inseln und Millionen von Baumstämmen, die in den sumpfigen Boden gerammt wurden +++ in wenigen Jahrhunderten entstand die einst reichste Stadt des Abendlandes und Zentrum des Welthandels +++ Venedig hat heute 265000 Einwohner und ein Labyrinth aus Gassen auf sechs Stadtteile verteilt +++ steinerne Brücken über fließende Kanäle, Paläste und Kirchen machen dieses Gesamtkunstwerk aus +++ Venedig lebt mit dem Wasser, das macht seinen Reiz aus, aber das Wasser ist zugleich seine größte Bedrohung +++ es wurde der MOSE gebaut, eine Reihe von Schleusentoren in der Lagune, die die Stadt vor Hochwasser schützen sollen +++ diese schöne und morbide Stadt zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern in ihren Bann +++ Touris lassen sich in Gondeln über den Canal Grande rudern, wir haben die Stadt zu Fuß erkundet +++ wie es sich gehört, haben wir uns der Stadt übers Wasser her genähert und hatten die weltberühmte Silhouette mit dem Palazzo Ducale, dem Campanile (98 Meter hoch) und der Kirche San Marco vor Augen +++ im Palazzo Ducale residierte der Doge und hier tagten alle wichtigen Gremien der Stadt, deren Kaufleute jahrhundertelang den Mittelmeerhandel beherrschten +++ über die Piazza San Marco (175 Meter lang und bis zu 82 Meter breit) tauchen wir in das Gassengewirr ein, um Stunden später über den Rio Palazzo an der Seufzerbrücke wieder aufzutauchen +++ ein Stück unseres Weges führt entlang des Canal Grande, die Prachtstraße Venedigs - ein mit 3,8 Kilometern Länge und bis zu 50 Metern breiter Kanal +++ zum Pflichtprogramm gehört auch die Ponte Rialto, die auf 12000 Pfählen steht +++ die Märkte am Rialto sind voller Leben +++ im Rialtoviertel gibt es in vielen kleinen Bars uund Cafes alles zu normalen Preisen, wogegen die Einkehr rund um den Markusplatz mit rekordverdächtigen Preisen einher geht +++ wir verlassen die Stadt wieder übers Wasser und lassen den Tag mit Pizza und Wein ausklingen +++


Laguna Veneta - Passo Pordoi

wir wollen wieder Richtung Dolomiten und verlassen die Laguna Veneta, es wird eine elend langweilige Fahrt, denn es geht durch landschafliches NICHTS, bis wir an den Lago di San Croce kommen +++ der liegt zwischen Steilhängen und es ballern einige Windstärken durch die enge Passage - ein Eldorado für Surfer und Kiter +++ am späten Nachmittag erreichen wir wieder die Große Dolomitenstraße und krabbeln auf den Passo Pordoi mit 2239 Metern Höhe, um dort die Nacht zu verbringen +++


Grödnerjoch - Seiser Alm - Grödnerjoch

nach einer recht kalten Nacht umrunden wir nach dem Frühstück den Sellastock - uns kommt das alles sehr bekannt vor, wir kennen die Gegend aus dem Winter, hier haben wir schon oft die sogenannte Sellaronda auf Skiern absolviert +++ bei herrlichem Wetter nehmen wir vom Grödnerjoch aus den Klettersteig Große Cirspitze unter die Füße +++ nach drei Stunden sind wir zurück und fahren durchs Grödnertal +++ die Türme des Langkofel, der Sellastock und die Geislergruppe prägen die Landschaft +++ vorbei an Wolkenstein, St. Christina und St. Ulrich, diese drei Orte die zu einem riesigen Wintersportzentrum zusammen gewachsen sind, erreichen wir Kastelruth (bei soviel heiler Welt kann nur solche Musik rauskommen) und wenig später den kleinen Ort Seis +++ mit der Seilbahn geht es auf die mit 56 qkm größte Hochalm Europas - die Seiser Alm, die vor dem großartigen Panorama der Dolomitengipfel liegt +++ am Abend kehren wir auf das Grödnerjoch zurück, denn morgen wollen wir den Klettersteig Kleine Cirspitze unter die Füße nehmen +++

Grödnerjoch - Kleine Cirspitze, knackiger und luftiger Klettersteig

nach einer regnerischen Nacht und einer Nervensäge, die früh um sechs eine Drohne über unseren Stellplatz fliegen lässt, fängt der Tag sonnig an +++ wie angekündigt ist heute der Klettersteig Kleine Cirspitze dran, der vom Schwierigkeitsgrad B/C angegeben ist +++ er soll laut Beschreibung kurz und rassig sein und der Durchstieg 3 Stunden dauern +++ Ausgangspunkt ist das Grödnerjoch und der Aufstieg zum Einstiegspunkt ist schweißtreibend und führt über die Bergstation des Dantercepies, weiter durch eine Schotterrinne und eine kurze Wand, an deren Ende eine Eisenleiter vom Einstiegspunkt kündet +++ der Klettersteig ist luftig und führt ausgesetzt zum Gipfel, was heißt, das man immer genügend Luft unterm Hintern hat +++ der Höhenunterschied beträgt 400 Meter +++ nach getaner Arbeit fahren wir vom Grödnerjoch in den kleinen Ort Corvara, der vor der herrlichen Kulisse des Sassongher (2665 m) liegt +++ im Winter ist Corvara das Zentrum des Skizirkus Dolomiti Superski (hier beginnt die Skischaukel Sellaronda), wo der Teufel los ist, und im Sommer ein kleines verschlafenes Örtchen +++

Klettersteig Pisciadu am Grödnerjoch

der Pisciadu am Grödnerjoch ist einer der meist begangenen Klettersteige überhaupt +++ trotz seiner inzwischen 50 Jahre ist er immer noch der Prototyp, der eine gewisse Kondition auf seinen 400 Höhenmetern voraussetzt, er ist in die Kategorie schwer eingeteilt +++ er hat einen kurzen Zustieg (5 Minuten vom Parkplatz), Felsszenerie mit Wasserfall und oben eine Hütte mit Bergsee (die Hütte öffnet allerdings erst im Juli) +++ er bietet unverschämt gute Aus- und Tiefblicke mit Dolomitenkulisse +++ am Einstieg wartet eine 50 Meter steil nach oben gehende Felswand, die heute morgen nach dem Regen der letzten Nacht klitschnass war, aber danach wurde es immer besser +++ neben einem Wasserfall geht es dann in eine imposante Felswand hinein, die sich sehr lang nach oben zieht und sehr luftig ist (irgendwo müssen die 400 Höhenmeter ja herkommen) +++ das Highlight ist eine Hängebrücke, danach wird die Kletterei einfacher und wenn schon Juli wäre, hätte bestimmt eine leckere Speise in der Pisciaduhütte auf 2585 Metern Höhe auf uns gewartet +++ der Klettersteig hat meist senkrechte Passagen oder auch leichte Überhänge, die mittels Trittstiften und Klammern versehen sind +++ zum Ende hin wurden die Abstände der Trittstifte und Klammern allerdings immer größer und erforderten sehr viel Kraft +++ für den Aufstieg benötigten wir zweieinhalb Stunden und machten uns noch keine Gedanken über den Abstieg +++ der gestaltete sich nicht ganz ungefährlich, denn der Abstieg erfolgt über die Nordwand und wir standen oft knietief im Schnee +++ nach viereinhalb Stunden war alles geschafft und wir belohnten uns mal wieder mit Aperol Sprizz und Pizza +++




Sass Dlacia

sag mal einen Satz der mit sr beginnt - sregnt - und das fast den ganzen Tag +++ starten morgens zu einer Wanderung zum Lago Lazazuoi, das Wetter ist bereits bescheiden und der Aufstieg zum See, der auf 2400 Metern Höhe liegt, ist recht anstrengend +++ als wir den Bergsee erreichen, sind wir etwas enttäuscht, denn der Planitzer Geleitsteich ist schon ein Meer dagegen +++ gelohnt hat es sich allemal, der müde Kadaver wurde bewegt +++ ein Blick zum Himmel verheißt nichts Gutes, wir treten den geordneten Rückzug an +++ kommen trockenen Fußes bis zur Refugio Scotoni auf 2040 Metern (Hütte ist geschlossen) und dann bricht es über uns herein - egal wir müssen abwärts und kommen klatschnass in unserem Homecastle an +++ gegen Abend gestaltet sich das Wetter auch wieder versöhnlich, morgen ziehen wir weiter +++

Regen - Pässe - Cinque Torri - Cortina d Ampezzo

der Satz, der mit sr beginnt, begleitet uns nun schon drei Tage, mit mehr oder weniger Unterbrechung +++ das Wetter schlägt langsam aufs Gemüt, die Temperaturen sinken nachts auf vier Grad und am Tag kommen wir über acht Grad auch nicht hinaus +++ macht nichts, die Regenkleidung ist erfreut, das sie nicht umsonst im Schrank hängt +++ fahren über den Passo di Giau 2236 m und wollen über den Passo di Fedaia zur Marmolada, der höchsten Erhebung der Dolomiten - leider ist der Pass genau diese Woche wegen Bauarbeiten gesperrt, Umleitungen gibt es nicht - wir bekommen die Marmolada also nicht zu Gesicht +++ wir wandern heute, angezogen als wollen wir zu einem Segeltörn, zu den Cinque Torri (fünf Türme) +++ schweißtreibend ist der Aufstieg und am Fuß der fünf Türme besichtigen wir ein Freilichtmuseum zum Thema Erster Weltkrieg 1914 - 1918 in den Dolomiten +++ trockenen Fußes wieder am Womo angekommen, öffnen sich wieder alle Schleusen +++ Cortina d Ampezzo - das schlichte Bergbauerndorf, das 1956 zum Austragungsort der 7. Olympischen Winterspiele auserkoren wurde und damit zur ersten Adresse der High Society mutierte - nutzen wir nur zur Durchfahrt mit Tank- und Einkaufsstopp +++ der Wetterbericht verspricht für morgen Besserung, mal sehen, ob das Wetter das auch weiß +++

Lagazuoi - Cortina - Misurina

in der Nacht sinken die Temperaturen auf den Nullpunkt und es schneeregnet +++ am Morgen ist der Himmel stahlblau und Klärchen strahlt +++ die Heizung im Womo hat zu tun wie eine Turbine im Flugzeug, macht aber einen prima Job +++ für den heutigen Tag haben wir uns den Lagazuoi mit knapp 2800 Höhenmetern vorgenommen und überlegen, ob wir die Seilbahn nehmen, entschließen uns aber den Weg nach oben unter die Füße zu nehmen +++ bei schönem Wetter soll man vom Gipfel des Lagazuoi angeblich bis zur Lagune von Venedig schauen können +++ 10 Uhr stapfen wir los +++ es sind relativ wenige Wanderer unterwegs, der Weg zum Gipfel ist derart steil, das wir auf 100 Meter Strecke zum Teil bis zu 25 Höhenmeter überwinden und ein Gehen manchmal nur auf den Fußspitzen möglich ist - pumpen und schnaufen inbegriffen +++ erschwerend kommen Schneefelder dazu, die durchstiegen werden müssen - aber die Schinderei hat sich gelohnt, wir werden mit atemberaubenden Ausblicken auf die Marmolada und den Sellastock, sowie auf die Gipfel rund um Cortina belohnt, auch wenn die Lagune de Venezia heute nicht dazu zählt +++ für den Weg ins Tal zurück nehmen wir die Seilbahn, die für die Zufußaufsteiger kostenfrei ist +++ am Nachmittag geht es über eine Panificio in Cortina und den Passo Tre Croci Richtung Misurina, denn die Besteigung der Großen Zinne steht immer noch auf dem Programm - morgen wissen wir mehr +++


Lago di Sorapis - Misurina

heute ist wandern angesagt, wir wollen zum Lago di Sorapis, einem Gletschersee +++ dazu müssen wir erstmal über den Passo Tre Croci zwischen Cortina und Misurina +++ kurz dahinter geht es auf den Wanderweg, laut Wandertafel sind es 5,6 Kilometer, 200 Höhenmeter und die Wanderzeit ist mit 2,5 Stunden angegeben +++ wir merken bald, das mit der Zeit die Einzelstrecke gemeint ist +++ es geht über Stock und Stein, durch Kiefernwälder, vorbei an der Gletscherzunge des Sorapis, die nur noch ein riesiger Gröllhaufen ist, über gesicherte und ungesicherte Wegstrecke +++ nach zwei Stunden erreichen wir mit einem aha den türkisfarbenen Gletschersee, der mit eiskaltem Wasser beeindruckt +++ nach der Wanderung geht es nach Sexten, ins Büro der Alpinschule Dolomiten, wo wir 16 Uhr einen Termin haben, zwecks Besteigung der Großen Zinne +++ hier geht alles unkompliziert zu - morgen früh halb sieben geht es ab Aronzohütte los +++ wir fahren am Abend noch über die Privatstraße zur Aronzohütte und treffen alle Vorbereitungen für morgen +++

Diesmal klappt es - Grosse Zinne!

wir haben vor drei Jahren schon einmal Anlauf genommen, die Große der drei Zinnen zu klettern, mussten damals das Vorhaben wegen schlechten Wetters allerdings begraben +++ diesmal soll es klappen +++ 5.45 Uhr klingelt der Wecker, Frühstück, rein in die Kletterklamotten und los gehts - Toni unser Bergführer ist aus Bruneck gekommen, nach einer kurzen Begrüßung setzen wir uns in Gang +++ bei der Besteigung der großen Zinne (2999 Meter) über den Normalweg sind etwa 750 Höhenmeter zu überwinden, der Aufstieg und der Abstieg wird mit jeweils 3,5 Stunden veranschlagt +++ in der Skala der Anforderungen an den Kletterer werden Kondition, Kraft und Erfahrung mit 4 von 5 angegeben +++ das Hauptproblem der Besteigung ist die Orientierung beim Aufstieg, deshalb haben wir uns einen wegkundigen Bergführer genommen, ebenso problematisch ist das Auffinden der Abseilpiste für den Abstieg +++ der Erstbegeher der Großen Zinne war Paul Grohmann, er brauchte am 21.08.1869 drei Stunden für den Aufstieg +++ der Aufstieg beginnt über Gröllfelder und bis wir zum Einstiegspunkt kommen, sind etwa 45 Minuten vergangen +++ am Einstiegspunkt liegt eine Rinne, die noch mit Schnee gefüllt ist und in dem wir auch hüfttief versinken +++ als Seilschaft in der Reihenfolge Toni, Angela und Uli geht es durch Rinnen, Schneefelder, massives Gestein, Bänder und Kamine nach oben +++ gegen 10 Uhr erreichen wir das Gipfelkreuz +++ in einer 20 minütigen Pause erklärt uns Toni die umliegende Berglandschaft - das Wetter ist heute so gut, das wir bis zum Großglockner schauen können +++ der Abstieg beginnt mit einer leichten Abkletterei, danach folgen 10 Seillängen über eine Abseilpiste und wieder leichte Abkletterei +++ nach 3 Stunden haben wir die Einstiegsrinne wieder erreicht +++ zusammenfassend kann man sagen, für uns ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung, es hat alles gepasst und auch das Wetter war super +++ der Normalweg der Großen Zinne ist klettertechnisch nicht die größte Schwierigkeit, ist aber aufgrund der durchschnittlich benötigten Zeit eine Herausforderung an Körper und Geist +++




die letzten Pässe ...

vor der spektakulären Kulisse der drei Zinnen haben wir übernachtet und starten nun Richtung Heimat, nicht ohne die letzten beiden Pässe unter die Räder zu nehmen +++ wir rollen durchs Höhensteintal, Pustertal und Eisacktal bis Sterzing, um dort zum Passo di Giovo (Jaufenpass) abzubiegen +++ der Jaufenpass ist die kürzeste und historisch wichtigste Verbindung zwischen Meran und Brenner - in vielen Kurven und Kehren geht es auf 2094 Meter hoch, um auf der anderen Seite in St. Leonhard im Passeiertal, dem Geburtsort von Andreas Hofer, wieder abzufallen +++ nach einem kurzen Abstecher in Pfelders (Ausgangspunkt zur Zwickauer Hütte) geht es weiter im Passeiertal, das sich bis zur Passhöhe des Timmelsjochs auf 2509 Metern erstreckt +++ seit knapp zwei Wochen ist das Timmelsjoch nach dem Winter wieder geöffnet +++ alle von uns befahrenen Pässe auf italienischer Seite (und das waren immerhin zwanzig) sind kostenfrei gewesen, auf der österreichischen Seite des Timmelsjochs angekommen, werden erstmal 16 EURO fällig +++ in der Nähe von Sölden im Ötztal verbringen wir die letzte Nacht dieser Reise, morgen treten wir die Rückreise in die Heimat an +++

 


Damit nimmt die TOUR DE PASSO ihr Ende und das Reisetagebuch wird wieder einmal geschlossen - wir danken unserer geneigten Leserschaft +++

See you later,
irgendwann, irgendwo auf diesem Planeten...