Februar 2019: Uruguay - Vorbereitungen Rückreise

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Zurück in Uruguay - Atlantikküste - Rückreise

wir erreichen den Süden Uruguays und machen als erstes Station in Montevideo am Leuchtturm +++ es ist gerade ein Schiff der Grimaldiline eingelaufen und es gibt jede Menge europäische Neuankömmlinge, die Südamerika erkunden wollen +++ Montevideo, die Hauptstadt Uruguays ist mit Abstand die größte Stadt des Landes, liegt am Wasser, hat eine 22 Kilometer lange Strandpromenade und beherbergt knapp 1,6 Millionen Einwohner - die Hälfte der Gesamteinwohner des Landes - die irgendwie alle tagsüber oder abends an der Promenade sportlich unterwegs sind - das muss man mal erlebt haben +++ für uns geht es weiter im Süden Uruguays, wo mehr als dreiviertel aller Einwohner leben - Montevideo inbegriffen - und endlose Strände liegen +++ hier werden wir uns von den Strapazen der letzten Monate erholen und die Rückreise organisieren +++ wir wollen die Küste bis zur brasilianischen Grenze erkunden und dabei die Touristenhochburgen liegen lassen und uns den unberührten Stränden und den kleinen Fischerdörfern widmen +++ wir steigen für ein paar Tage auf dem Kultcamping Paraiso Suizo ab - ein Campingplatz, der von den beiden Schweizern Sylvia und Heinz, dessen selbst gebackene Brötchen legendär sind, betrieben wird und Anlaufpunkt für viele Europäer bei Ankunft oder Abfahrt ist +++



Punta del Este, der mondänste Badeort in Uruguay hat 10000 Einwohner und in der Hochsaison gesellen sich bis zu 700000 Gäste dazu +++ oft wird der Ort mit Monaco oder Miami verglichen, was in unseren Augen etwas gewagt ist +++ das alte Fischerdorf Punta del Este liegt auf einer Landzunge, hat einen Leuchtturm, der 45 Meter hoch und leider nur einen Tag im Jahr geöffnet ist und das im September +++ die Skulptur La Mano - die Hand - wird heute nur noch Los Dedos - die Finger - genannt, wurde von einem chilenischen Künstler geschaffen und ist das wohl meist fotografierte Motiv des Badeortes - nur allein ist man dort nie +++



Cabo Polonio ist eine Halbinsel und Nationalpark mit Felsenküste, endlosen Stränden und bis zu 70 Meter hohen Wanderdünen +++ Cabo Polonio hat keine Anbindung zum Straßennetz und ist auch nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen +++ dafür gibt es einen Leuchtturm, einige Hütten und Häuser, Seelöwen und eine Hippie- und Surfergemeinde +++ der Transport ins Hippiedorf erfolgt mit alten LKW über die Dünen, unter anderem tun hier W50 und URAL ihren Dienst - allein das war ein lohnendes Spektakel +++ in La Coronilla besuchen wir Karumbe, was soviel wie Schildkröte heißt, das Zentrum für Meeresschildkröten +++ am Strand von La Coronilla kommen viele dieser Tiere aus Afrika und Brasilien an , das Zentrum kümmert sich um kranke und gestrandete Tiere +++



+++ Chuy, eine kleine Stadt am Atlantik, ist die Grenzstadt zwischen Uruguay und Brasilien +++ mitten in der Stadt ohne irgendwelche Sehenswürdigkeiten, verläuft eine Straße, in der es fast nur Tax Free Shops gibt - für uns die Gelegenheit sich mit Hochprozentigem einzudecken +++ mit Chuy war für uns der östlichste Punkt der Reise erreicht +++ das historische Fortaleza Santa Teresa ist eine Festungsanlage, die von 1762 - 1775 erbaut wurde, die Spanier begannen mit dem Bau, die Portugiesen beendeten ihn und sie war lange zwischen den beiden Kolonialmächten umkämpft +++ Punta del Diablo war mal ein verschlafenes Fischerdorf und ist heute weit davon entfernt, denn es ist ein Hotspot der Hippieszene - es gibt keine Bettenburgen, aber eine beeindruckende Kneipenszene +++ in La Paloma am Leuchtturm schlagen wir heute unser Nachtlager auf - es ist eines der beliebtesten Ferienorte der Uruguayos und trotzdem herrscht hier Ruhe und Gelassenheit +++ aber auch hier sind Unholde unterwegs, Ulis eine Woche alten Badelatschen werden geklaut +++




+++ Seit geraumer Zeit sind wir dabei unsere Rückreise zu planen +++ wir haben in Argentinien, Chile, Bolivien und Uruguay viel erlebt und gesehen, haben uns die letzten zwei Wochen am Atlantik erholt, aber irgendwann geht es wieder zurück in die Heimat und dieser Zeitpunkt ist für uns gekommen +++ geplant für die Rückreise war März, allerdings haben sich die Abfahrtszeiten der Frachtschiffe derart nach hinten verschoben, das wir nun Ende Februar den geordneten Rückzug antreten und beim Wiederbetreten europäischen Bodens ein halbes Jahr unterwegs waren +++ wir danken hiermit der Agentur Mafratours, die uns dabei unkompliziert behilflich war +++ die Rückreise geht mit der Grande Nigeria über Westafrika, Dakar und Marokko bis nach Antwerpen +++ im Hafen von Montevideo ist uns eine Agentin der Grimaldi Line beim üblichen Procedere behilflich, heißt Ausreise, Abgabe der vorübergehenden Fahrzeugpapiere für Uruguay und Übergabe im Hafen +++ die nächsten Wochen sind wir also wieder offline +++





+++ im Hafen von Montevideo lernen wir unsere Mitreisenden auf der GRANDE NIGERIA kennen - zwei Deutsche aus Ulm und ein Schotte mit seiner deutschen Ehefrau
+++ eine ältere Dame, Britin, ist bereits seit sechs Wochen auf dem Schiff und tritt nun auf der gleichen Strecke die Heimreise an - macht sie wohl jedes Jahr einmal
+++ auf der Rückreise laufen wir verschiedene brasilianische Häfen und in Westafrika Dakar an
+++ den Ablauf auf einem Frachtschiff kennen wir, nur die Besatzung ist immer eine andere, dieses Schiff fährt unter italienischer Flagge, wir wurden bereits im Hafen von ankommenden Reisenden vorgewarnt und wir ahnen was auf uns zukommt
+++ der Kapitän ist ein italienisches, lautes, arrogantes und egozentrisches Arschloch, der sich selbst für eine Art Pavarotti hält - nur singen kann er nicht - und ist umgeben von etlichen Schleimern, wovon Mancher einen braunen Ring am Hals nicht verleugnen kann
+++ das Frühstück gleicht jeden Morgen einer Katastrophe - ihr könnt euch auf einem Bild davon überzeugen, das wir nicht über bzw. untertreiben - Finlay der Schotte bemerkt am dritten Morgen an, das selbst Insassen englischer Gefängnisse morgens besser verpflegt werden
+++ die Nachfrage beim Koch, ob es möglich wäre zum Frühstück auch mal Eier, in welcher Form auch immer zu bekommen, wird mit - dazu habe ich keine Zeit, ich bin hier alleine - beantwortet
+++ im Laufe der Zeit wird auch das Frühstück etwas besser, wir erkämpfen uns zumindest heißes Wasser für die Teetrinker, frische Brötchen, Wurst und Marmelade - nur mit den Eiern wird dat nix
+++ die anderen Mahlzeiten sind in Ordnung, nur hätten wir nicht gedacht, das man auch Pasta und Pizza mal über haben kann
+++ die Grillabende, die einer Fressorgie gleichen und an denen nur die Offiziere und nicht die Besatzung teilnehmen, finden zweimal statt und das auch nur nachdem der Schotte einen Offizier angebohrt hat
+++ entlang der brasilianischen Küste, vorbei an kilometerlangen weißen Sandstränden und bei brütender Hitze laufen wir die Häfen Santos, Vitoria und Suape in der Nähe von Recife an
+++ dann geht es quer über den Atlantik nach Dakar im Senegal
+++ Dakar ist eine riesige, unansehnliche Stadt, über der eine gelbgraubraune Dunstglocke unbeschreiblichen Ausmaßes hängt
+++ bevor in Dakar die Ent- und Beladearbeiten beginnen, wird erstmal Weihnachten gefeiert - im Hafen von Dakar wird übrigens immer Weihnachten gefeiert, soll heißen wenn ein Schiff einläuft ist Bescherung - irgendwelche wichtigen Senegalesen kommen mit leeren Händen und in Begleitung der Polizei an Bord der Schiffe und nach ein bis anderthalb Stunden gehen die gleichen wichtigen Senegalesen schwer bepackt wieder von Bord - diese Abwicklung ist normal und es regt sich auch keiner darüber auf, im Gegenteil, jedes Schiff hat dafür ein geplantes Budget - Afrika läßt grüßen
+++ bis vor einem Jahr wurde auch der Hafen Freetown in Sierra Leone angelaufen, momentan nicht möglich - zu gefährlich
+++ nach Dakar geht es weiter Richtung Norden - der Atlantik wird rauer, es wir stürmischer und endlich auch kühler - wir sind auf der Nordhalbkugel
+++ im Golf von Biscaya und im Ärmelkanal ist es dann very stormy und mit gerade mal 8 Grad sind wir endlich im europäischen Winter bzw. Frühjahr angekommen - an ruhigen Schlaf in der Kabine ist momentan nicht zu denken, hat was von Achterbahn und ist nichts für empfindliche Mägen
+++ am vorletzten Tag biegen wir vom Ärmelkanal in die Nordsee ein und haben noch 200 Kilometer bis Antwerpen, für die wir etwa 20 Stunden brauchen - in der Nordsee herrscht Hochbetrieb und da gilt es Nerven bewahren und einige Gänge zurück schalten
+++ gegen 16 Uhr des vorletzten Tages gehen wir in der Nordsee auf Reede und liegen am Anker, was etwa 30 Schiffe um uns herum ebenfalls tun - nach 5 Stunden geht es dann weiter, die Einfahrt nach Antwerpen beginnt
+++ beim Abendessen erfahren wir, das auf der GRANDE AMERICA vor zwei Tagen ein schwerer Brand ausgebrochen ist, alle Besatzungsmitglieder wurden von einem englischen Schiff aufgenommen, allerdings ist das Schiff heute im Golf von Biscaya gesunken - es war auf dem Weg nach Südamerika und bis unters letzte Deck voll mit neuen Autos, auch waren sieben Wohnmobile an Bord und 2200 Tonnen Schweröl, die nun auf die französische Küste zutreiben - wir haben die GRANDE AMERICA am ersten Februar in Montevideo beim Auslaufen nach Europa das letzte mal gesehen
+++ wir sind weiter auf der Nordsee, dann durch die Westerschelde und die Stroom Schelde - Einfahrt nach Antwerpen - unterwegs und erreichen den Zielhafen um vier Uhr morgens

Unser persönliches Fazit

Bevor das Reisetagebuch wieder geschlossen wird noch ein persönliches Fazit dieser Reise in punkto Entfernungen, Klima und Umwelt +++
Es war eine Reise der weiten Wege und des hohen Aufwandes um die Highlights zu erreichen - 23000 gefahrene Kilometer sind der Beweis dafür +++ allein Argentinien als achtgrößtes Land der Erde erstreckt sich zwischen dem 21. und 55. Grad südlicher Breite, auf die Nordhalbkugel übertragen entspricht das etwa dem Gebiet zwischen Sylt und der südlichen Sahara +++ Chile mit einer Nord- Südausdehnung von fast 6000 Kilometern hat an weiten Wegen auch einiges zu bieten +++ hatte man die Highlights erreicht, waren dies grandiose Landschaften, Naturspektakel, Nationalparks, Küsten und natürlich die Anden - unser Hauptziel - die wir fünf mal überquert haben +++
es war eine Reise der Klimaextreme - nirgendwo ist man dem Gefrierschrank der Erde so nahe wie in Feuerland, nirgendwo haben wir solche Stürme wie in Patagonien erlebt und auch wochenlang Temperaturen von 35 bis 40 Grad im Norden Argentiniens und Chile fordern einiges vom Reisenden +++ UV-Index-Werte von 17 oder 18 sind für Europäer schier unvorstellbar, in der Atacama, der trockensten Wüste der Welt oder in Bolivien live erlebbar und eine ständige Begleiterscheinung +++ Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent bei mindestens 40 Grad Außentemperatur sind gewöhnungsbedürftig, vorallem sind dann Nachts im Wohnmobil kuschelige 35 Grad und erschweren das Schlafen zusätzlich +++ wir haben Wohnmobilisten getroffen, die ins Hotel geflüchtet sind, wir waren tapfer und haben unserem fahrbaren Untersatz die Treue gehalten +++ im Norden Argentiniens haben wir die Auswirkungen der Regenzeit erlebt, sind über eine Woche durch Überschwemmungsgebiete gefahren und mussten manchen Umweg in Kauf nehmen +++
noch ein Wort zur Umwelt - ja auch wir haben für den eigenen und den Transport des Wohnmobils ein Frachtschiff benutzt, das mit Fug und Recht den Namen Dreckschleuder verdient und davon sind tausende auf den Weltmeeren unterwegs +++ wir haben erlebt wie auf dem Wasserweg in bestimmten Gebieten mit Diesel angetrieben wird und auf dem offenen Meer auf Schweröl umgestellt wird +++ auf dem Schiff war dann vor lauter Russ die Farbe des Oberdecks nur noch zu erahnen +++ ja auch in Europa gibt es jede Menge Umweltverschmutzung, was in Argentinien, Chile und auch Uruguay an Müll einfach in die Landschaft gekippt oder oft einfach in der Landschaft verbrannt wird, hat unsere Vorstellungkraft weit übertroffen +++ es gibt in Sachen Umweltschutz weltweit jede Menge zu tun +++

diese Reise war in vielerlei Hinsicht extrem, speziell und ganz anders als vorherige +++ wir haben wieder ein Stück des Planeten auf dem wir leben kennengelernt und erkundet und danken allen die uns auf dieser Reise begleitet haben +++ Bis zum nächsten mal +++

See you later - irgendwann, irgendwo auf diesem Planeten... ▲ nach oben